Leitsatz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Wir wollen Kirche im digitalen Raum sein. Die evangelische Kirche ist auch im digitalen Raum zuhause. Wir setzen digitale Lösungen ein, um Menschen besser zusammenzubringen und zu erreichen aber auch um als Kirche besser und leichter erreichbar zu sein. In den digitalen Medien tauschen wir uns über unseren Glauben aus, feiern Gottesdienst, üben Seelsorge und stehen in Verbindung mit unseren kirchlichen Partnern weltweit. Wir bieten möglichst viele Kontakte digital und nutzerfreundlich an. Dabei achten wir besonders auf Teilhabechancen, Barrierefreiheit, und Respekt für alle. Die Digitalisierung ist auch eine Chance für eine stärker vernetzte und effizientere Verwaltung. Zugleich sehen wir die kritische Mitverantwortung der Kirche für einen achtsamen und sozial verantwortlichen Umgang mit dem digitalen Wandel in unserer Gesellschaft.

Meine Gedanken

1) Gesichtspunkte

Kirche im digitalen Raum. Das wollen wir sein, weil Kirche schon immer beauftragt war, dort zu hinzugehen, Zeugnis zu geben, zu begleiten, zu bilden und zu helfen, wo Menschen einen großen Teil ihres Lebens verbringen. Alle Wesensäußerungen von Kirche gehören dort hin – und dabei geht es um Einfachheit und Freundlichkeit.

Kirche sieht die Chancen der Digitalisierung: Gemeinschaft bildet sich, Evangelium wird verkündigt und gemeinsam gelebt. Und die Verwaltung und Organisation wird an vielen Stellen verschlankt und erleichtert.

Kirche hinterfragt die Schwächen: die Auswirkungen auf das Klima sind enorm – und das nicht nur segensreich. Digitalisierung hängt die einen ab, andere verhalten sich unsozial – und das Internet verschleiert es.

 

Im Blick auf die Digitalisierung im Bereich der Kirchen kann man für Württemberg unumwunden sagen: wo wir sind, ist vorne.

Niemand hat so intensiv wie unsere Landeskirche einen repräsentativen Prozess initiiert. Wir haben längst eine digitale Roadmap, die mit ihren 10 grundlegenden Themen alle Aspekte der EKD-Leitsätze vorwegnimmt, ordnet und mit insgesamt 156 Einzelmaßnahmen hinterlegt (und noch viel mehr leistet!).

Und die uns so bedrängende Coronazeit erbringt im Bereich der Digitalisierung einen Schub, einen Sprung nach dem anderen.

Wir wissen, was Digitalisierung in unserer Kirche bedeutet, wir haben die Zielrichtung besprochen und wir sind an ganz vielen Stellen in der ganz praktischen Umsetzung. Digitales Gemeindemanagement, papierlose Synode, Online-Ticketingsysteme für Gottesdienste, Jugendarbeit online als Materialsammlung für die Arbeit mit Jugendlichen, KonApp für den Konfirmandenunterricht und viele weitere Tools – das alles sind ganz praktische Beispiele nützlicher Hilfen.

 

2) Folgerungen

Was aber gibt es dann jetzt zu tun?


a) Voraussetzungen verbessern.

Die ausgefeiltesten Tools helfen nicht, wenn das WLAN hängt und wenn in Online-Videokonferenzen, die am häufigsten gestellte Frage ist: „Hört man mich?“. Internet, Hardware, Software – es braucht hier gemeinsame Standards, die wir selbstverständlich mit Qualität entwickeln und sichern.

 

b) Vereinfachen.

Alle Abläufe, alle Standards, alle Wege, die wir digital beschreiten, helfen uns nicht, wenn wir sie im Bereich der Verwaltung dann „hybrid“ durchführen, also das andere weiterhin mit beibehalten und das Digitale zusätzlich nutzen – möglicherweise sogar freiwillig. Digitale Wege sind dann effizient, wenn sie zum alleinigen Standard werden im Bereich unserer inneren Organisation. Dazu hilft, wenn wir an möglichst vielen Stellen Wege verwenden, die als „open source“-Wege weit verbreitet und gut zugänglich sind.

 

c) Verkündigen.

Es braucht einen vertieften Blick auf das Netz als den Ort, an dem das Evangelium präsent und auffindbar ist. Es genügt eben nicht, einfach die traditionellen Formen digital aufzunehmen.

 

d) Versuchen.

Wer digital unterwegs ist, kann nicht alles richtig machen. Es kann nicht alles gelingen. Schnelle Änderungen und Abbrüche („Disruptionen“) sind normal. Kreativer Geist ist gefragt – und wir brauchen die Gedanken und Ideen der „Digital Natives“ – der jungen Leute, die sich wie selbstverständlich in dieser Welt bewegen. Öffentlichkeitsarbeit transformiert sich weiter in diese Richtung. Ansprache kann gezielter, persönlicher, und sehr viel weitreichender geschehen im Internet und in den sozialen Medien.

 

e) Verhalten.

Alles ist möglich, aber nicht alles baut auf. Gerade im digitalen Raum sind wir als Kirche mit unseren biblischen ethischen Vorgaben gefragt. Der Mensch ist eine Ansammlung zu vermarktender Daten. Für die Anwendung verschiedenster möglicher fortschrittlicher digitaler Technologien braucht es rechtliche Klärungen. Und in den sozialen Medien stehen wir auf gegen jede Form von Gewalt, Hate-Speech und Mobbing. Digitale Ethik ist Kernfach der Kirche. Und wir sind hier bereits einige Schritte gegangen – unter anderem mit Hilfe der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Unternehmer (AEU) – über diese Kooperation sind wir sehr froh. Es muss aber noch weiter gehen, viel weiter. Wer bringt einem autonom fahrenden Auto Moral und Gewissen bei? Wie steht es um das Recht des wieder-Vergessen-Werdens?

 

f) Vollgas.

Viele Themen in unserer Kirche sind „nice-to-have“, und manches auch einmal ein alter Zopf, der sich noch hält, aber abgeschnitten gehört. Aber Digitalisierung lohnt den Aufwand von A-Z. Deshalb braucht es Anstrengungen, vermehrte Anstrengungen in diesem Bereich. Wir freuen uns über den Beauftragten für den digitalen Wandeln und sein Digiteam. Wir sind gerade dabei, das Projekt der Digitalisierungskommission in einen ständigen Digi-Rat zu überführen. Und wir wollen jedes Jahr mindestens 50 Digiplikatorinnen und Digiplikatoren – also Multiplikationsleute für den digitalen Wandel, gewinnen, hören, von ihnen profitieren und sie weiter bilden. Es gibt viel zu tun – wir stehen erst am Anfang.

 

Digitalisierung läuft. Sie schreitet voran, und wir als Kirche machen sie nicht blind mit. Sondern wir halten uns mit in dieser Welt auf und gestalten verantwortlich und schnell, anpackend und kreativ. Das alles, damit das große gute Gotteswort vom Vertrauen in Leben und Sterben, Gelingen und Scheitern, Dankbarem und Erlittenem besser zu den Menschen kommt. Damit Menschen zum Glauben kommen und im Glauben wachsen. Im Vertrauen auf Jesus, den HERRN der Kirche.

Gedanken der EKD

Die Nutzung neuer Medien war ein prägendes Merkmal der reformatorischen Bemühungen, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Heute sind es der digitale Wandel und die sozialen Medien, die neue Chancen für die Kommunikation des Evangeliums bieten und diese verändern – auch im ökumenischen Miteinander. Neue Formen von Gemeinschaft und Frömmigkeit entstehen. Die evangelische Kirche wird in Zukunft dem digitalen Raum hohe Aufmerksamkeit widmen. Bei aller Offenheit für digitale Formate verlieren wir Risiken und offene Fragen im Umgang mit der Digitalisierung nicht aus dem Blick.

Kirche bleibt auch im virtuellen Austausch eine Kirche des Wortes. Auch im digitalen Raum versammelt sie sich als Gemeinschaft und bezeugt die Bindung an Christus, die Verheißung des Geistes und das Gebot, einander zu lieben. Wir schaffen auf digitaler Basis spirituelle Räume, welche die Liebe zum Gottesdienst in vielfältigen Formaten wachhalten. Wir setzen auf hybride Lösungen: In vielen kirchlichen Aktivitäten werden analoge und digitale Elemente miteinander verbunden. Ziel ist, das, was wir tun, leichter zugänglich zu machen. Zugleich freuen wir uns über digitale Online-Gemeinden und ermutigen Aufbrüche in diesem Bereich.  Digitale und analoge Impulse sollen sich gegenseitig verstärken. Vor allem sind theologische Fragen der Kommunikation des Evangeliums im digitalen Raum und den digitalen Öffentlichkeiten zu klären.

Auch müssen die technischen Voraussetzungen geschaffen werden.  Mitarbeitende sollen in die Lage versetzt werden, in der Logik digitalen Handelns zuhause zu sein. Gemeinden und Kirchenkreise übernehmen die Vernetzung von örtlichen und regionalen Angeboten.

Landeskirchen und EKD nutzen gemeinsam digitale Medien, um die kirchliche Mitgliederkommunikation zu verbessern. Jede Kirchengemeinde soll online gut auffindbar sein.

Digitalisierung verändert Strukturen und Machtverhältnisse. Diese Veränderungen bedürfen der Offenlegung und Transparenz. Fragen der Teilhabe, Barrierefreiheit und Diversität bedürfen der Klärung. Wir verstehen Digitalisierung als Chance für eine stärker vernetzte, effizientere Verwaltung. Dazu brauchen wir koordinierte Lösungen und abgestimmte Verfahren auf allen Ebenen. Ausbildungsanforderungen und Arbeitsplätze werden sich verändern. Das Ziel sind gemeinsame digitale Plattformen und Standards, um klare und benutzerfreundliche Anwendungen zu schaffen und Kosten zu reduzieren.

Als Kirche setzen wir uns für einen verantwortlichen Umgang mit den Möglichkeiten der Digitalisierung ein. Dazu gehören die Abwehr von Verschwörungserzählungen, Fake news und Hassbotschaften, der Schutz gegen Missbrauch und Manipulation, der Datenschutz und die Sensibilität für die negativen Seiten der Digitalisierung. Dies betrifft nicht nur Fragen digitaler Medien und Kommunikation, sondern alle Bereiche des digitalen Wandels, der unsere Gesellschaft tiefgreifend verändert. Künstliche Intelligenz, algorithmische Entscheidungsprozesse, Social bots oder digitale Kriegführung sind nur einige wenige Beispiele für diesen Wandel. Das Bewußtsein für den Ressourcenverbrauch durch Digitalisierung muss geschärft werden. Auf der Basis christlicher Grundhaltungen tragen wir in Kirche und Gesellschaft zur Klärung ethischer Fragen bei, die in einer digitalen Welt neu entstehen.

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