Leitsatz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
Wir fördern Mitarbeit. Die evangelische Kirche schafft für ihre Mitarbeitenden, beruflich und im Ehrenamt, bestmögliche Bedingungen. Wer mit seiner Person für Gottes befreiende Botschaft steht, braucht selbst Freiräume. Unsere Mitarbeitenden werden ermutigt, selbstbewusst für den christlichen Glauben einzustehen, eigenverantwortlich zu handeln und gemeinsam vereinbarte Ziele zusammen mit Bündnispartnern zu verwirklichen. Die Kirche sorgt für faire Bezahlung, familienfreundliche Arbeitsbedingungen und gute Weiterbildung von beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitenden.
Meine Gedanken
1) Gesichtspunkte
„Gottes Mitarbeiter bei der Verbreitung der Guten Nachricht von Christus […] euch in eurem Glauben stärken und ermutigen“ (1. Thessalonicher 3,2 GN).
Damit ist alles gesagt.
Die Mitarbeitenden sind direkt auf Gott bezogen – im Ehrenamt und im Hauptamt. Seine Mitarbeiterschaft – nicht ihre und nicht unsere.
Auftrag der Mitafbeitenden: Verbreitung des Evangeliums – und auch da nicht irgendeines oder ein anderes – sondern das Evangelium von Jesus Christus. Daran arbeiten wir, orientieren wir uns, ist das unser Auftrag.
Und der Sinn und Zweck: einander stärlen und ermutigen – ein TEAM. Und nicht im Sinne von „Toll, ein anderer macht’s“, auch nicht als Aufsichtsrat und nicht als perspektivische „Burn-Out-Truppe“. Sondern auf Augenhöhe – und miteinander.
Deshalb gehören im Miteinander Wertschätzung und Glaube und Mutmachen dazu. Stärken stärken.
2) Folgerungen
Was aber gibt es dann jetzt zu tun?
a) Motivation
Die kommt am Ende nicht aus dem Wie und Was, sondern aus dem „Warum“. Es geht um die Berufung, die wir erleben. Und darum, was uns den Antrieb gibt. Ist uns dieses „Why“ immer neu klar, stehen wir auch Zeiten durch, in denen wir einmal an diesem und jenem zweifeln. So gewinnen wir Mitarbeitende – indem wir ihnen das „Warum“ aufzeigen und sie einladen – auf Zeit, mit der Möglichkeit wieder Mitarbeit zu beenden, durch Begleitung und Nachgehen. Und immer wieder mit dem Werben darum, in unserem im besten Sinne so bestehenden „Tendenzbetrieb“ mit daran zu arbeiten, dass klar wird und klar bleibt, warum wir mitarbeiten: „angesteckt von der Liebe Gottes“.
b) Schwierigkeiten als Normalfall
Keine Mitarbeit ohne Schwierigkeit. Konflikte sind der Normalfall – und die Frage ist lediglich, wie wir sie lösen, und nicht, wie wir sie vermeiden. Diese Störungen haben Vorrang und werden bearbeitet, ohne sie die Herrschaft über alles Handeln gewinnen zu lassen. Auch Konfrontativem wird nicht einfach aus dem Weg gegangen.
c) Wertschätzung
Eine ganz entscheidende Frage im Miteinander der Mitarbeitenden ist die Frage der gegenseitigen Wertschärtzung – und besonders der geübten Wertschätzung durch die Verantwortlichen. Seelsorgerliches Hinhören bei Problemen und Lebenssituationen. Geburtstags- und Jubiläumsfragen. Gemeinsame Feier. Dankebotschaften. Zur-Verfügung-Stellen von Ressourcen, wo immer möglich. Und Fehlerfreundlichkeit und Eingestöndnis eigener Versäumnisse. All das sind Perlen an der Schnnur in einer Kette von Haltung, die wertschätzend unterwegs sind – denn auch das gilt: Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.
d) Glaube
Mitarbeit lebt aus dem Glauben und zielt auf den Glauben – das meint nicht notwendigerweise Kirchenzugehörigkeit zur ev. Landeskirche, aber zweifellos eine innere Identifikation mit dem Evangelium. So geht Ehrenamt und Nebenamt und Hauptamt – und es ist sehr wohl möglich, dass dieser Glaube nach und nach mit sich aufbaut. Es braucht ihn nicht in einer sowieso ja nie bestehenden Reinform zum Start – sondern er wird und bleibt dann das entscheidende an Bewegung rund um die Art der Mitarbeit in der Kirche.
e) Förderung
Dazu gehören qualitativ hochwertige Fortbildungen genau so wie das gemeinsame Angebot und das Beispiel gemeinsamen geistlichen Lebens – mit Andacht, Gebet, geistlicher Einführung zu Beginn der Aufgabe, Dankverabschiedung vor Gott und vieles mehr. Fortbildungen sind der Normalfall und hoch erwünscht – ein lebenslanges Lernen wird gerne gesehen und erwartet und gefordert.
f) Geduld
Nichts brauchen wir miteinander und auch als Mitarbeitende mehr – gerade in diesen Zeiten. Es geht so viel auseinander, es bleibt so vierl unvollendet, es wird bei so vielem Druck ausgeübt. Stattdessen ist der lange, zielstrebige Atem, der eine dienende Haltung nicht aufgibt, aber auch nicht einknickt, sondern aufrecht vor Gott steht, hilfreich.
Was für ein Schatz Mitarbeitende sind! „Mitarbeiter und Mitstreiter … und euer Abgesandter und Helfer in meiner Not“ … – solches intensives Engagement, solche Sendung und Hilfe braucht Kirche.
Gedanken der EKD
Mehr denn je ist die Aufmerksamkeit aller Verantwortlichen für gute Bedingungen in der kirchlichen Ehrenamtstätigkeit gefragt. Ehrenamtlich Engagierte bringen unterschiedliche Motive und Interessen mit, neben dem langfristigen Engagement steht eine zeitlich befristete und stärker projektorientierte Mitarbeit. Beruflich Mitarbeitende werden stärker als bisher ermutigt, Menschen in der Gemeinde zum Engagement und zur Mitarbeit zu motivieren und sie darin zu begleiten. Wir sorgen durch eine Kultur der Anerkennung und Förderung dafür, dass die kirchliche Ehrenamtstätigkeit auch als persönlicher Gewinn erlebt wird. Wir verstärken Angebote zur professionellen Begleitung, Weiterbildung und Qualifizierung von Ehrenamtlichen. Eine in der Handhabung einfache und schnelle Auslagenerstattung für alle Ehrenamtlichen muss selbstverständlich sein. In Einzelfällen können niedrigschwellige und flexible Entlohnungsmöglichkeiten dabei helfen, das kirchliche Engagement attraktiv zu halten.
Das Prinzip der kirchlichen Dienstgemeinschaft lebt von wechselseitiger Fürsorge und Verantwortung. Öffentlich bekundete Wertvorstellungen wie faire Entlohnung, Gleichstellung der Geschlechter auf allen Ebenen und gute Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Privatleben werden auch in den Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden erkennbar. Mitarbeitende sollen das kirchliche Selbstverständnis ihrer Einrichtung auch nach außen glaubwürdig und überzeugend vertreten können.
Im kirchlichen und diakonischen Dienst wird die Ausstrahlungskraft des Evangeliums spürbar. Mitarbeitende in Diakonie und Kirche sollen darin bestärkt werden, ihre Motivation zu reflektieren und Auskunft darüber zu geben, was ihren Dienst in einer kirchlichen Einrichtung trägt. Mitarbeitende benötigen Räume für die geistliche Gemeinschaft. In der Kirche arbeiten auch Menschen, die nicht zu einer Kirche oder auch zu anderen Religionen gehören. Vor allem in der Diakonie ist es eine große Gestaltungsaufgabe, wie wir „Kirche mit anderen“ sind. Eine hochwertige Aus-, Fort- und Weiterbildung und die wertschätzende Begleitung im Berufsalltag für alle Mitarbeitenden schafft hierfür die Voraussetzungen.
Die Strukturen und Anforderungen auf kirchlichen Arbeitsfeldern wandeln sich rasch. Wir professionalisieren die Personalentwicklung in kirchlichen Einrichtungen. Kirchlich Mitarbeitende bereiten wir darauf vor, auf künftige Herausforderungen eigenverantwortlich, dynamisch und innovativ zu reagieren. Kooperation, Netzwerktätigkeit und individuelle Schwerpunktsetzung müssen mehr Gewicht erhalten. Durch strukturelle Absicherung fördern wir eigenständiges Handeln. In Zukunft wird es außerdem noch wichtiger, kirchlich Mitarbeitende zu einem nicht nur technisch, sondern auch ethisch kompetenten Umgang mit der Digitalisierung zu befähigen.
Die evangelische Kirche hat begonnen, mehr Raum für innovative Projekte zu schaffen, neue und ungewöhnliche Wege zuzulassen und kreative Aufbrüche zu ermöglichen. Leitungsverantwortliche sollen auch besondere Begabungen (Charismen) erkennen und gezielt fördern. Für befristete Projekte, Erprobungsräume und kreative Experimente stellen wir Ressourcen bereit und Mitarbeitende frei. Circa zehn Prozent der kirchlichen Haushalte sollten hierfür als „geistliches Risikokapital“ zur Verfügung gestellt werden. Diese Mittel sollen zunächst nicht strukturbildend, sondern gezielt aufgaben- und personenorientiert für Projekte eingesetzt werden. Die Erfahrung aus den Modellvorhaben (einschließlich neuer Finanzierungsmöglichkeiten) werden gezielt bei der Verstetigung erfolgreicher Initiativen berücksichtigt und fließen in einen nachhaltigen Strukturwandel ein.