Leitsatz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Wir stärken die Ökumene. Die evangelische Kirche arbeitet eng und vertrauensvoll zusammen mit christlichen Kirchen und Gemeinschaften in Deutschland und weltweit, die den Glauben an Jesus Christus teilen. Dabei bringt sie ihr reformatorisches Profil ein. Das Ziel ist sichtbare Einheit in versöhnter Verschiedenheit. Da, wo die Kirchen an besonderen Orten eine gemeinsame Aufgabe haben – z.B. in Krankenhäusern, in Gefängnissen, bei der Bundeswehr –, bauen wir Doppelungen zügig ab. Wir stärken ein Handeln in gegenseitiger Stellvertretung und enger Verzahnung unserer kirchlichen Arbeit vor Ort und in weltweiten Bezügen. Gleichzeitig werden wir dadurch gestärkt, dass wir Kirche in ökumenischer Gemeinschaft sind.

Meine Gedanken

1) Gesichtspunkte

„Damit sie eins seien“ – das Gebet Jesu zielt darauf ab, dass Christen unterschiedlicher Couleur zusammengehören. Dieser Zusammenhalt ist zunächst inhaltlich bestimmt: sie beziehen sich allesamt und miteinander auf den gemeinsamen HERRN Jesus Christus – Kreuz und Auferstehung, Glaube und Taufe, gemeinsames Gebet und Bekenntnis zu dem einen Jesus Christus.

Dann aber braucht dies auch ganz konkrete, erlebbare Anstöße. Und anstatt sich immer weiter in komplizierten Einzelfragen aufzudividieren, geht es darum, die Solidarität miteinander zu zeigen – und so positive Rückmeldungen zu provozieren – denn „daran wird jedermann erkennen, dass Ihr meine Jünger seid, so Ihr Liebe untereinander habt“.

Wo immer es geht, brauchen wir dieses Miteinander, das zunehmend heraus aus den längst gut funktierenden Zusammenschlüssen (ACK, Ev. Allianz, GEKE usw.) hin zu einem gewollten Verbund multipler Zusammenarbeit ohne Scheuklappen werden soll, der theol. Unterschiede nicht einebnet, aber sie auch nicht zum Hemmschuh von Zusammenarbeit erklärt.

Eine gegenseitige Warnung vor bestimmten kirchlichen Verbänden ist dabei besonders unangebracht – denn sie geht zum einen von einem Konkurrenzdenken statt von Geschwisterlichkeit aus. Und zum anderen werden (egal welche) kirchlichen Verbände durch die massive Warnung vor ihnen nur unnötigerweise extra aufgewertet und in den Fokus gestellt und für umso zauberhafter erklärt.

 

2) Folgerungen

Was aber gibt es dann jetzt zu tun?

 

a) Projekte, Projekte, Projekte

Die Frage bei zukünftigen kirchlichen Aktivitäten ist nicht mehr: wo können wir mehr zusammenarbeiten? Sondern das Angebot ergeht immer und grundsättzlich – und die Denke dreht sich um im Sinne dessen, dass wir definieren: wo können wir derzeit (noch) nicht zusammenarbeiten. Und dann ergeben sich gemeinsame kirchlich-touristische Auftritte, Seelsorgeangebote, Vesperkirchen und vieles weiteres diakonisches, missionarische Orte etc.

 

b) Gemeinsames missionarisches und diakonisches Zeugnis

Da das starke Zeichen des Miteinanders vieles im helleren Licht erstrahlen lässt, suchen wir besonders im Bereich des Missionarischen und Diakonischen diese Zusammernarbeit von Kirchen, Gemeinden, landeskirchlichen Gemeinschaften, geistlichen Verbänden, Kommunitäten und geistlichen Gemeinschaften. Durch sie verstärkt sich auch das Potential ehrenamtlicher Mitarbeit sowie finanzieller Ressourcen. Und wir nutzen unsere vorhandenen Räumlichkeiten effektiver. Da auch diejenigen, an die wir uns wenden, aus ganz unterschiedlichen kirchlichen Hintergründen kommen, ergibt sich an dieser Stelle sowieso ein Synergieeffekt.

 
c) Internationalität

In vielen, vielen unserer Städte haben wir mehr als 100 verschiedene migrative Hintergründe und Nationalitäten, die unter uns leben. Diesen werden wir nur gerecht, wenn wir auch vernetzt als Kirchen auftreten und Wahlfreiheit tatsächlich leben.

Und im Blick auf unsere internationalen Partnerschaften gehen die schon im Blick auf das innerkonfessionell Evangelische auf so viele unterschiedliche Prägungen ein. Und erst recht ist es so, wenn wir dann noch weltweit über den ev. Tellerrand hinaus blicken. Vielfalt, die sich auf den einen Herrn gemeinsam bezieht, bereichert.

 

d) Beten, Beten, Beten

Was können Christen vor allem miteinander tun? Die älteste Bewegung, die ökumenisch auftrat und bereits ab 1846 dies intensiv beförderte, war und ist bis heute eine Gebetsbewegung. Die Ev. Allianz und inzwischen viele andere auch vernetzen sich und kommen zusammen zum gemeinsamen Gebet – zum Gebet „gemeinsam für…“,. Zum Stadtgebet. Diese Bewegung bringt Leute in ökumenische Verbindung und wirkt multiplizierend und attraktiv. Wichrig ist, dass sie dabei auch eine Vielfalt an Gebetsformen und Musikgebet zulässt und fördert und nicht entweder das freie Gebet verunmöglicht oder aber es als die Eliteform des Gebets propagiert. Beten in Klage, Lob, Bitte, Fürbitte, Dank, Anbetung – das ist es. Beten mit vorformulierten Worten – und aktuelles Gebet.

 

e) Glaubwürdigkeitsfragen

Satzungen, Gremien, Strukturen – das braucht es in der Ökumene. Aber am Ende steht und fällt sie mit den persönlichen Kontakten und dem menschlich-geistlichen Miteinander. Wo Personen bereit sind, aufeinander zuzugehen und die Mitarbeit zu suchen und zu befördern und Teilhabe zu ermöglichen, da geschieht auch viel. Da wird auch die Ökumene glaubwürdig und bleibt dynamisch. Deshalb braucht es den vertrauten, zeitintensiven ASustausch der Verantwortlichen in regelmäßigen Abständen.

 

f) Neue, unbekannte Wege – große Ziele und viel Geduld

Wohin geht die Ökumene? Sie wird sicher überzeugter, jünger, internationaler, weniger strukturkonservativ, kommunitärer, ermöglichender, weitgehender.

 

Und doch wird es an vielen Stellen noch sehr, sehr viel Zeit brauchen, bis Abendmahls- und Taufgemeinschaft sich nicht nur erleben, sondern auch inhaltlich im Konsens bestimmt werden können. Vielleicht wird es bis zum jüngsten Tag nachmittags dauern – aber eins bleibt wahr: im Himmel gibt es dann keine Konfessionen mehr.

Gedanken der EKD

Der ökumenische Klärungsweg der letzten 100 Jahre hat die Einsicht erbracht, dass wir gewachsene Unterschiede zwischen den christlichen Kirchen würdigen und unsere eigene Prägung als Gabe für das gemeinsame Bekenntnis zu Jesus Christus verstehen. Streitigkeiten, Abgrenzungen und Profilierungsversuche auf Kosten anderer Konfessionen oder Kulturen schaden der Glaubwürdigkeit der gemeinsamen Botschaft. In einer globalisierten Welt ist die weltweite Ökumene eine Gemeinschaft, die konfessionelle, kulturelle und nationale Grenzen überwindet. Wir lassen uns für die Gemeinschaft der Kirchen leiten von dem Willen Jesu, dass alle eins seien (Joh 17,21), und bitten um seinen Geist für die sichtbare Einheit in versöhnter Verschiedenheit. In dieser Gemeinschaft bezeugen wir gemeinsam Christus und treten ein für Gerechtigkeit, Frieden und einen verantwortlichen Umgang mit der Schöpfung. Was wir als Christinnen und Christen im Umgang miteinander gelernt haben, leben wir auch im friedlichen Dialog mit anderen Religionen. Wir befördern in weltweiter ökumenischer Verbundenheit das Engagement für Nachhaltigkeit und Maßnahmen gegen den Klimawandel.

In einer Gesellschaft, in der Christen zur Minderheit werden, wird diese weite ökumenische Gemeinschaft wichtiger – wir stärken uns gegenseitig im Glauben, wir bleiben glaubwürdig nach außen und bündeln gemeinsam unsere Kräfte. Wir setzen weiter auf Annäherung und möchten gegenseitige theologische Verurteilungen überwinden. Wir wollen eine „Einheit in Vielfalt“, die sich von der in Jesus Christus begründeten Einheit getragen weiß und die eucharistische Gastfreundschaft zulässt und individuelle Gewissensentscheidungen respektiert. Wir fördern neue Formen ökumenischer Gemeindearbeit bis hin zu ökumenischen, mehrkonfessionellen Gemeinden. Auch das diakonische Engagement der Kirchen wird durch Abstimmung und Zusammenwirken kraftvoller.

Konfessionelle Alleingänge sind auf vielen Gebieten auch nicht mehr finanzierbar. Doppel- und Mehrfachbesetzungen können in vielen Arbeitsbereichen durch ein stellvertretendes Handeln ersetzt werden, das die unterschiedlichen Selbstverständnisse respektiert, aber auch die Bündelung der Kräfte fördert. Viel wäre erreicht, wenn z.B. im Bereich der kategorialen Seelsorge (Polizei, Bundeswehr, Gefängnisse) bestehende Doppelungen abgebaut werden.

 

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